Erzählbände & Kurzprosa

Spielen mit Sprache

Die ausgebildete Sprachpädagogin Martina Lukits-Wally ließ sich von Stabreim-Sprechübungen inspirieren, um - im wahrsten Sinne des Wortes - Geschichten zu erfinden, in denen alle Wörter mit demselben Buchstaben beginnen. Oder Dialoge, in denen jeder Sprecherwechsel auch ein Wechsel des dominanten Buchstabens beinhaltet.

Im ersten Teil von "Schnappschüsse superspezial" kann sich der Leser an 26 Kurzgeschichten erfreuen, die mit viel Witz die verschiedensten Situationen beleuchten. Seien es nun kleine Kriminalgeschichten, Reflexionen über das Alter oder Verführungen, die auf dem Wege liegen. Im zweiten Teil dieses Buches kommen Geschichten über Liebe, Essen und Tod zum Zuge. Einigen satirischen Werbebotschaften hat die Autorin noch kurze Dialoge hinzugefügt, welche Ärzte, Köche, Senioren und Frauen und Männer über Beziehungen führen.

Stilistische Fingerübungen amüsieren selten und schrecken den Leser abseits von Literatur- und Sprachseminaren dadurch zumeist ab. Bei diesem Buch ist dies aber nicht der Fall. Die Autorin zieht ihr Vorhaben nicht nur konsequent durch, sondern weiß auch zu unterhalten. Spannung und Witz durchziehen die vorliegenden Geschichten. Bei der Lektüre bemerkt man ein Augenzwinkern der Autorin und der Leser wird sich ein um das andere Mal bei einem stillen Lächeln erwischen. Besonders die Dialoge sind sehr gelungen. Vor allem weil da die Sprachexperimente nicht sonderlich auffallen.

In einigen Geschichten wirkt die Benutzung immer desselben Buchstabens am Wortanfang manchmal etwas bemüht. Und da muss die Autorin auch manchmal etwas schummeln. Gerade bei den unliebsamen Buchstaben, die zudem noch selten in der deutschen Sprache vorkommen - wie etwa das X - bleibt ihr auch nichts anderes übrig. Das sieht dann etwa so aus: "Xangslehrer Xavers x-beinige Xanthippe Xenia x-mal xundheitsgefährdend x-bestrahlt." Dennoch ist es der Autorin hoch anzurechnen, dass sie konsequent ist und auch diese undankbaren Buchstaben des Alphabets benutzt und nicht links liegen lässt. Hier gebührt ihr gegenüber Respekt. Damit bekommen die Geschichten geradezu eine Metaebene, welche die Möglichkeiten der deutschen Sprache an sich beleuchtet.

Besonders flüssig gestalten sich die Dialoge, wo es zunächst gar nicht auffällt, dass auch hier das gestalterische Prinzip angewandt wird. Bei allem Experiment werden aber auch der Inhalt und der Witz nicht vergessen und auch hier punkten wieder die Dialoge, etwa wenn sich zwei Ärzte über eine Operation unterhalten. Man möge es selber einmal ausprobieren, einen sinnvollen Stabreim zu entwerfen, um festzustellen, wie schwierig ein solches Unterfangen ist. Zum flüssigen Durchlesen eignet sich das Buch zwar weniger, da es auf Dauer recht ermüdend sein kann, aber man wird definitiv immer wieder hineinsehen.

Der Erzählband "Schnappschüsse superspezial" von Martina Lukits-Wally hat trotz des großen und konsequent durchgezogenen sprachlichen Experiments nichts an Inhalt verloren. Mit Witz, Ironie und einem scharfen satirischen Blick erzählt die Autorin von Alltagsbegebenheiten, kleinen Morden und obskuren Dialogen. So ist das Buch auch wegen des Sprachversuches immer amüsant.

Jons Marek Schiemann
30.01.2012

 
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Das Buch:

Martina Lukits-Wally: Schnappschüsse superspezial. Außergewöhnliche Geschichten von A bis Z

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Horn/Wien: Berger Verlag 2011
150 S., € 13,50
ISBN: 978-3-85028-861-3

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