Erzählbände & Kurzprosa

Von Bildern und Menschen

Zwei ungleiche und doch in gewisser Weise seelenverwandte K?nstler begegnen sich. Das Berlin des Vorm?rz und der nachfolgenden Restauration hat unter den vielen interessanten Malern, Dichtern und Musikern, die von diesen beiden Epochen gepr?gt wurden, auch jenes ber?hmte Zweigestirn des Realismus hervorgebracht, deren Gespr?ch Gegenstand diese Buches ist: den von der Natur so benachteiligten Adolf Menzel und den lange verkannten Theodor Fontane. Anl??lich des 80. Geburtstages von Menzel im Dezember 1895 treffen sich der Maler und der Dichter.

Mittenzwei schildert die fiktive Unterhaltung in Menzels Atelier, einem Ort, wo man ?blicherweise glaubt, dem Geheimnis der Kunst auf die Spur zu kommen. Fontane ?berreicht hier eine Ausgabe seines erst k?rzlich erschienenen Romans "Effi Briest", und der behagliche Besuch f?hrt zu einer langen (und, wie der Autor suggeriert, l?ngst f?lligen) wechselseitigen Aussprache.

Fontane, der erst in fortgeschrittenem Alter der erfolgreiche Romancier wurde, den wir kennen und verehren, und Menzel, dessen heute meistgesch?tzte Werke seinerzeit als "Privatschmierereien" abgetan wurden, haben Gleiches erlitten und verwinden m?ssen. Harsche Kritik, verletzende Schm?hungen, Ignoranz und Borniertheit einer auf ?bersteigerten Patriotismus gestimmten Gesellschaft kennzeichnen die ?ffentlichen Reaktionen in Deutschland sowohl auf das Werk des Dichters wie des Malers. Menzel und Fontane, ein jeder auf seine Art mit einer Mischung aus Zur?ckhaltung und Redseligkeit bedacht, sprechen ?ber Politik, Religion, das Leben und die Kunst. Hier scheiden beide allerdings ein wenig zu s?uberlich nach Freund und Feind, l??t der Autor die beiden "Br?der im Geiste" zu sehr das Spektrum der Kunstgeschichte nach Guten und Schlechten durchk?mmen ? dies aber nicht nach dem Kriterium der k?nstlerischen Qualit?t, sondern der klassenk?mpferischen Gesinnung ? und Diskurse f?hren, die die ?sthetischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts voraussetzen.

Ausgewogenheit, Objektivit?t und ein Ohr bzw. ein Auge f?r die Zwischent?ne charakterisieren beiderlei Werk. Tiefe Humanit?t und die ?berzeugung, die St?rken und Schw?chen der menschlichen Natur in allen Schichten zu finden, begegnen in den Romanen und Erz?hlungen Fontanes ebenso wie in den Bildern und Buchillustrationen Menzels. Einf?hlsam schildert der Autor, wie Fontane ihm bisher unbekannte Gem?lde Menzels betrachtet und ?ber deren Entdeckung seine Umgebung beinahe vergi?t. Leider erf?hrt der Leser weniger ?ber die Charaktere und Pers?nlichkeiten, die die literarische Welt Fontanes beleben und vermi?t die Unterhaltung ?ber Schicksale und Begegenheiten aus den bisher erschienenen Romanen des Dichters, was bei der unterhaltsamen und spannenden Erz?hlweise des Verfassers um so bedauerlicher ist.

cth
07.11.2002

 
Diese Rezension bookmarken:

Das Buch:

Johannes Mittenzwei: Der Maler und der Dichter

CMS_IMGTITLE[1]

Berlin: Verlag am Park 1997
264 S.
ISBN: 3932180313

Diesen Titel

Logo von Amazon.de: Diesen Titel können Sie über diesen Link bei Amazon bestellen.