Erzählbände & Kurzprosa

Des Pudels Kern

Wussten Sie eigentlich, was die Lieblingslektüre des Teufels ist? Helme Heine kennt die Antwort: Es ist ganz eindeutig Goethes "Faust", wie man es sich fast schon hätte denken können. Doch wer glaubt, der Belzebub würde nur bei verzweifelten Naturwissenschaftlern auftauchen, liegt falsch. In Helme Heines neuem Erzählband "Herr Pfarrer und sein Teufel" stattet der Leibhaftige einem Stellvertreter des Himmels auf Erden diverse Besuche ab, wobei im wahrsten Sinne des Wortes zwei Welten aufeinander prallen.

Domino ist Pfarrer in der abgelegenen Alpengemeinde Niffelding und hat zwei große Laster: Rotwein und Kriminalromane. Ein ganz besonderes Faible hegt er für seinen "Amtsbruder" Pater Brown. Außerdem nimmt er gerne an Festen teil, natürlich nur außerhalb der Fastenzeit, und kümmert sich mit Leib und Seele um das Heil der ihm anvertrauen christlichen Herde. Eines Abends taucht aus dem Nichts plötzlich ein Besucher bei ihm auf, der etwas über den Himmel erfahren will und sich schon bald als der Teufel persönlich herausstellt.

In 14 kurzweiligen Geschichten diskutieren die beiden in der Folgezeit wortgewandt über Gott und die Welt und pflegen, da der eine ohne den anderen gar nicht existieren kann, einen erstaunlich freundschaftlichen Umgang. Der Teufel erweist sich als augenzwinkernder Schelm, der versucht, dem drolligen Geistlichen Domino eins ums andere Mal eins auszuwischen, indem er ihm das Leben schwer macht und ihm die eine oder andere leicht unverschämte Falle stellt.

Doch der Pfarrer kann die Gemeinheiten seines höllischen Gegenspielers immer wieder in seinen eigenen Vorteil ummünzen und erlangt so die Anerkennung des Teufels, der mit seinen spitzbübischen Attacken auf Domino als schnippischer, hinterlistiger Lausbub erscheint, der sich auch selbst auf die Schippe zu nehmen weiß. Nichtsdestoweniger haben es die weltanschaulichen Auseinandersetzungen zwischen dem Verteidiger des Glaubens und dem Verfechter der Naturwissenschaften aber durchaus in sich.

Mit der Charakterzeichnung seiner beiden Protagonisten ist Helme Heine ein großer Wurf gelungen, der sowohl den Imageproblemen der werten Priesterschaft als auch denen des Teufels auf die Sprünge helfen dürfte. Auf jeder der 80 Seiten schwingt ein Hauch von Ironie mit, der durch die wundervollen Illustrationen des Autors trefflich in Szene gesetzt wird. Eine spaßige Auseinandersetzung mit den Kernfragen des Lebens und eine göttliche Darstellung des ewigen Widerstreits von Gut und Böse!

Christian Götz
31.08.2009

 
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Das Buch:

Helme Heine: Herr Pfarrer und sein Teufel. Gespräche über Gott und die Welt

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München: Sanssouci Verlag 2009
80 S., € 9,90
ISBN: 978-3-8363-0196-1

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