Erzählbände & Kurzprosa

Geheimnisse des Herzens

Der Zufall lenkt die Ereignisse. Sie, die junge schreiblustige Frau begegnet dem schon älteren und bekannten Schriftsteller auf einer Parkbank. Ein Funke springt über, sie verabreden sich zu einem erneuten Treffen, um die Gespräche fortzusetzen, in denen sie sich austauschen über Gefühle, Gedanken, Vorstellungen. Sie kommen aus so unterschiedlichen Welten, wie sie verschiedener nicht hätten sein können. Sie, Sandra, temperamentvolle und lebenstüchtige Mutter, lebt mit ihren Kindern allein. Er, Werner hatte sich aus der Großstadt in die Provinz zurückgezogen, quält sich mit einer Schreibblockade, dunkel lastet Vergangenes auf ihm. Einzig die Sprache und die Leidenschaft zum Schreiben verbindet sie anfangs, aber dann bemerken beide, dass aus der ersten Sympathie eine vertrauensvolle Beziehung geworden ist.

Da stiftet die junge Frau den Autor zu einem gemeinsamen Projekt an. Sie schreiben zusammen eine Erzählung mit einzelnen Kapiteln aus ihrer individuellen weiblichen oder männlichen Perspektive. Werner lässt sich bereitwillig auf dieses Experiment ein. Die implusierende Kraft von Sandra steckt ihn an und übt auf ihn eine Anziehung aus, der er sich mehr entziehen kann.

Den mündlichen Dialog auf der Parkbank setzen beide reflektierend am Schreibtisch fort. So entsteht eine Art dialogisches Tagebuch, in dem sie schreiben, träumen, mit ihrer Phantasie spielen und sich darin ihre geheimsten Wünsche und Gedanken offenbaren.Aus dem erotisch aufgeladenen Spiel mit Worten entsteht Starkstrom der gegenseitigen körperlichen Anziehung.

Als Leser sind wir in diesem Bunde ja der Dritte und werden eingeweiht in die Geheimnisse des Herzens, erleben über das intime Mittel des Journals wie diese beiden Menschen eine Beziehung knüpfen, wie aus Anerkennung Vertrauen wächst und wie aus dem Mut zu einer vorurteilsfreien Begegnung Liebe wird.Die Autorin und der Autor, die hinter den beiden Spielfiguren Sandra und Werner stehen haben einige biografische Entsprechungen zu diesen – eine junge Frau, die gerade begonnen hat ihre Schriftstellerkarriere zu starten und der geübte Autor, der zuerst als väterlicher Mentor auf den Plan tritt, diese Rolle sich aber bald verändert und sich Mann und Frau auf gleicher Augenhöhe gegenüber stehen.

So verspielen sich die Grenzen zwischen Fiktion und Realität der Schreibenden.Der Schluss allerdings ist ein Schock. Werner stirbt auf der Parkbank und hinterlässt Sandra als Erbe die Erzählung ihrer Geschichte zu veröffentlichen.

Das ist die Geste eines echten Kavaliers, aber warum haben ihn die Autoren sterben lassen? Er, der durch diese späte große Bewegung des Herzens noch einmal ganz jung geworden war.

lee
22.01.2008

 
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Das Buch:

Katharina Storck, Günter Baum: Geheimnisse einer Bank

CMS_IMGTITLE[1]

Garbsen: Schmöker Verlag Christine Bienert 2007
76 S.
ISBN: 978-3-939883-09-8

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