Briefliteratur & Tagebuch

Eine Geschichte voller intensiver Einblicke

Zehn Jahre nach ihrer Hochzeit stehen Jo und Ilse vor den Trümmern ihrer Ehe. Wie der Lehrer an Pfingsten 1989 erfahren muss, betrügt Ilse ihn seit längerem. Sie lädt ihren Geliebten und dessen Gattin sogar zu sich nach Hause ein und versucht mit aller Macht, den Schein einer glücklichen Familie aufrechtzuerhalten. Allerdings nur für kurze Zeit. Schon bald erfährt jeder von dem Verrat an Jo. Dabei behauptet Ilse, dass er derjenige sei, der sie betrügt. "'[...] jedes Mal, wenn du mit mir geschlafen hast, dann hast du immer nur an eine andere gedacht! Und der Pastor hat gesagt, dass man nur wider den Geist sündige!'" Mit dieser vermeintlichen Wahrheit konfrontiert, steht Jo unerwartet an einem Scheideweg. Wo entlang soll er nun weitergehen?

Die nächsten Wochen und Monate lebt Jo am Rande und außerhalb der Menschenwelt. Um sich darüber klar zu werden, was er als nächsten Schritt tun will, begibt er sich auf eine mentale und reale Reise. Diese führt ihn zu mehreren universalen Wirklichkeiten und endet schließlich in Kanada. Dort, weit entfernt von allen Problemen und Ehesorgen, trifft er eine folgenschwere Entscheidung. Dabei steht er selbst stets in einem Wechsel von Dunkel und Hell, von Nebel und Licht, von sichtbaren und unsichtbaren Erlebnissen, und dies in einer Gedankenwelt und einem Bestreben nach Oben und Ethik. Sein Schicksal wird zu Mehrschicksalen, zu Menschentypen, und diese zum Spiegelbild von Quellen und Quecksilber, des Erhebenden und Herabziehenden ...

Auch wenn das Leben mal eine lange Talfahrt nimmt, so geht es irgendwann wieder bergauf. Jeder Mensch musste sich schon so manchem Schicksalsschlag stellen. Nur darf man nicht an diesen verzweifeln, sondern sollte an diesen wachsen. Albert-Justin Burgardt gibt mit "Quellen und Quecksilber" den Mut dafür, sich der Unwegsamkeit unseres Daseins zu stellen. Wie "Protagonist" Jonathan Forest darf man nie den Glauben daran verlieren, dass sich alles auf die eine oder andere Weise noch zum Guten, zum Besseren wendet. Der Autor zeigt dem Leser, dass es sich lohnt zu kämpfen, und lässt ihn so auf einen Silberstreif am Horizont hoffen. Und diesen sieht man, falls man gerade in einer Krise stecken sollte, spätestens nach dem Lesen dieses Werkes.

Unterhaltung, wie man sie nicht alle Tage in die Hand bekommt - genau die gelingt Albert-Justin Burgardt mit "Quellen und Quecksilber". Das vorliegende Buch ist ein kleines literarisches Juwel, eine echte Kostbarkeit. Und es ist außerdem definitiv lebensverändernd. Nach der Lektüre ist nichts mehr so, wie noch wenige Stunden zuvor. Hier erfährt man ein Leseerlebnis, dass man so schnell nicht mehr vergessen wird.

Anja Rosenthal
25.04.2016

 
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Das Buch:

Albert-Justin Burgardt: Quellen und Quecksilber. Hervorgehend aus den Tagebüchern des Jonathan Forest

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Frankfurt am Main: August von Goethe Literaturverlag 2016
434 S., € 28,80
ISBN: 978-3-8372-1733-9

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