Briefliteratur & Tagebuch

Briefliteratur, von der einem ganz schwindelig wird

Was würden Sie Ihrem 16-jährigen Ich heute sagen? Würden Sie ihm erzählen, was Sie inzwischen alles gelernt haben über die Liebe, das Leben und den Tod? Die Größen aus Kunst, Kultur und Politik machen es in diesem Buch vor: Sie erinnern sich an ihre Jugend - an Sorgen und Ängste, Hoffnungen und Freuden - und malen sich aus, was sie ihrem früheren Ich raten würden. Die klugen Antworten und berührenden Geschichten bewegen nicht nur, sie sind auch wunderbare Lektionen, die uns liebevoll darauf hinweisen, mit sich und dem Leben nicht allzu streng ins Gericht zu gehen.

Die Liste der Co-Autoren dieses Werkes ist lang, aber auch abwechslungsreich. Da sind zum Beispiel Paul McCartney, Tom Jones, Werner Herzog, Dave Grohl, Ulrich Wickert, Margeret Atwood, Buzz Aldrin, Volker Kutscher, Ozzy Osbourne, Salman Rushdie, Jamie Oliver, Danny DeVito, Frank Elstner, 50 Cent, Chelsea Clinton, Viggo Mortensen und, und, und; insgesamt 78 an der Zahl. So unterschiedlich jeder von ihnen ist, so unterschiedlich ist auch der Stil ihrer Briefe, im Thema aber immer gleich. Und das macht die Lektüre von "Briefe an mein jüngeres Ich" so interessant, so aufregend, so überraschend. Man weiß nie, was den Leser beim nächsten Absender erwartet.

Autorin Jane Graham hat die Kolumne "Briefe an mein jüngeres Ich" vor zwölf Jahren ins Leben gerufen, und anfangs machte diese eine einzelne Spalte im Kulturteil der schottischen Ausgabe des Big Issue aus. Im Lauf der Zeit hat sie über fünfhundert Leute interviewt und eine Menge über uns Menschen und die Auswirkungen von Ruhm, Reichtum und Macht gelernt. Mit ihrem Freund und Journalistenkollegen Adrian Lobb, der einige der Interviews in diesem Buch geführt hat, hat sie sich oft darüber ausgetauscht, welch ein Privileg es ist, mit all diesen bemerkenswerten Persönlichkeiten zu sprechen. Das Ergebnis hält der Leser hier nun in der Hand. Eine echt beeindruckende Leistung!

Unterhaltung, die fesselnd ist und zugleich eher ungewöhnlich - statt einen Roman zu lesen, wie wär's lieber mit "Briefe an mein jüngeres Ich"? Was man hier erfährt, ist weitaus mehr als ein toller Zeitvertreib. Diese Lektüre ist auch und insbesondere für das eigene Leben wertvoll. Es bietet neue Betrachtungsweisen, neue Offensiven und neue Wege, den eigenen zu gehen. Schließlich waren auch einmal Weltstars wie Mary J. Blidge, Jeffrey Archer, Dionne Warwick, James Earl Jones, John Cleese, Neil Gaiman Teenager und hatten mit Problemen zu kämpfen. Allein dieser Gedanke macht einen stark bzw. stärker. Solch einen Genuss findet man nicht in jedem Bücherregal; dabei sollte das Buch in jedem Haushalt mindestens einmal vorhanden sein, ähnlich wie die Bibel.

Dass Briefe durchaus Literatur auf höchstem Niveau sein können, beweist Herausgeberin Jane Graham mit dem vorliegenden Buch. Die Lektüre gestaltet sich wie ein persönliches, sogar äußerst intimes Kennenlernen mit den Verfassern dieser Schreiben. Was für ein Geniestreich! Ein weiterer Grund, die Neuerscheinung zu kaufen: Mit dem Kauf des Buches unterstützen Sie die Obdachlosenhilfe des Deutschen Roten Kreuzes. Man tut also etwas Gutes für die eigene Seele und für andere Menschen!

Susann Fleischer 
20.12.2021

 
Diese Rezension bookmarken:

Das Buch:

Jane Graham (Hg.): Briefe an mein jüngeres Ich. Außergewöhnliche Menschen über das, was im Leben wirklich zählt. Aus dem Englischen von Viola Krauß

CMS_IMGTITLE[1]

München: Piper Verlag 2021 384 S., € 22,00 ISBN: 978-3-492-07048-5

Diesen Titel

Logo von Amazon.de: Diesen Titel können Sie über diesen Link bei Amazon bestellen.