Ratgeber

Was gab es zuerst? Das Glück oder den Glücksratgeber?

Wie nennt man ein Buch, das kein Ratgeber ist, aber die Resultate des Konsums einer ?berdosis Gl?cksratgeber beschreibt? Auch die deutsche Autorin und Produzentin Alexandra Reinwarth ist zun?chst etwas - im wahrsten Sinne des Wortes - ratlos. Ein Anti-Ratgeber? Ein Ratgeber-Erfahrungsbericht? Eine Art Trip-Report? Ja, letzteres k?nnte man so stehen lassen. Reinwarth hat in der Tat einiges, sprich Dutzende Gl?cksratgeber, ?ber sich ergehen lassen. Und das nur mit einem Ziel: ein Jahr lang daran zu arbeiten, der gl?cklichste Mensch der Welt zu werden.

Nach einer Weile hat sie einen ausgekl?gelten Plan zusammen. Dieser setzt beim Klassiker "Mehr Sport treiben" ein und geht anschlie?end ?ber zur Anwendung gezielter Gl?cks-Psychotricks. Und auch die Besch?ftigung mit Buddhismus und Esoterik darf in einem Buch, das sich mit der modernen Ratgeberwelt befasst, selbstverst?ndlich nicht fehlen. Zuletzt - und das wohl aus gutem Grund - bem?ht sich Reinwarth, auch mehr Gl?ck in der Liebe und der Arbeit zu finden. Was k?nnte jetzt noch schief gehen?

"Das Gl?cksprojekt" besteht so aus einer mal mehr, mal weniger akribischen Bestandsaufnahme, in der Alexandra Reinwarth ?ber jeden Programmpunkt ihres "Gl?cksplans" sowie ihren Erfolg bei der Umsetzung desselben Buch f?hrt. Und eins ist klar: Bei der Integration der oftmals eher esoterischen Ratschl?ge in ihren hektischen Alltag hat sie sich einiges vorgenommen. Daraus, dass manche "Gl?ckspraktiken" ihr mehr Erfolg gebracht haben als andere, macht Alexandra keinen Hehl. Interessanterweise erwiesen sich hierbei eher althergebrachte Methoden wie die Anschaffung eines Exemplars des "besten Freunds des Menschen" am meisten Erfolg. Obwohl Reinwarth zugeben muss, dass sich auch ausgerechnet das Lachyoga-Seminar als wahres Gl?ckshormonwunder erwiesen hat ...

"Gl?cksratgeber bringen ?berhaupt nichts", hei?t es knapp und markig in der Einleitung von "Das Gl?cksprojekt". Doch jeder, der Alexandra Reinwarths Selbstversuch vom hoffnungsvollen Anfang bis zum bitteren Ende verfolgt, wird zu dem Entschluss kommen, dass bei diesen Worten wohl doch ein wenig ?bertreibung mitschwingt. Denn, dass sie immerhin ein paar kleine Erfolge verbuchen durfte, gibt sie schlie?lich doch zu. Vielleicht w?re "Gl?cksratgeber bringen zu 99 Prozent nichts" angebrachter? Oder eventuell k?nnte man doch gro?z?gig sein und bis auf 97 Prozent herabgehen?

Doch eigentlich sollte die Frage der Fragen wohl lauten: Wie kann ein Buch ?ber die ?berfl?ssigkeit von Gl?cksratgebern nur so unterhaltsam sein? Die Antwort ist klar und deutlich in Alexandra Reinwarths flott-frecher und oftmals respektloser Schreibe voller Witz und K?pfchen zu finden. Denn ebenso viel Humor in ganz gew?hnlicher Alltagsbew?ltigung wie im Ausprobieren der obskursten "Gl?cksmethoden" zu finden, muss ihr erst einmal jemand nachmachen. Und eins ist klar: Wer an Alexandras frecher Abrechnung mit dem ber?hmt-ber?chtigten Genre keinen Spa? haben kann, muss Gl?cksratgeber schon mehr sch?tzen, als es f?r die meisten Menschen gesund ist. Ein furios-cleverer Garant f?r viele vergn?gliche Lesestunden und amtliches Lachmuskeltraining, auch f?r all jene von uns, denen Gl?cksratgeber gepflegt am Allerwertesten vorbeigehen.

Johannes Schaack
31.01.2011

 
Diese Rezension bookmarken:

Das Buch:

Alexandra Reinwarth: Das Glücksprojekt. Wie ich (fast) alles versucht habe, um der glücklichste Mensch der Welt zu werden

CMS_IMGTITLE[1]

München: mvg Verlag 2010
248 S., € 14,95
ISBN: 978-3-86882-205-2

Diesen Titel

Logo von Amazon.de: Diesen Titel können Sie über diesen Link bei Amazon bestellen.