Autobiographie

Gefangen im Strudel des Alkohols - eine große Liebe zerbricht

In diesem Buch lässt der mittlerweile 72-jährige Autor zehn ereignisreiche Jahre voller Glück und Tragik seines Lebens Revue passieren. Die Handlung spielt in den Jahren 1975 bis 1986. Kurze, prägnante Kapitelüberschriften und die mehrfachen Angaben von Jahreszahlen erleichtern dabei die Orientierung.

Nach einem schweren Arbeitsunfall lernt der Techniker im Krankenhaus eine Krankenschwester kennen. Er ist seit 16 Jahren verheiratet, verspürt aber in seiner Ehe nicht mehr das Gefühl des höchsten Glücks. Er möchte innerlich nicht verarmen und hat verstärkt Sehnsucht nach Nähe und Austausch. Deshalb nimmt er all seinen Mut zusammen, um sich mit seiner neuen Traumfrau zu treffen. Schon bald folgen Umzug und Arbeitsplatzwechsel, später die Scheidung von seiner Ehefrau. Anfangs schweben beide auf Wolke sieben, die aber schnell von schweren Stürmen vertrieben wird: Zum massiven Problem für diese Beziehung wird die Alkoholabhängigkeit der neuen Lebensgefährtin. Sie wird mehrfach von ihren Arbeitgebern gekündigt werden. Der Autor lässt allerdings nichts unversucht, seine Angebetete dem Teufelskreis dieser Droge zu entreißen. Das führt auch für ihn zu Rückschlägen, indem er selbst seine eigene neue Arbeitsstelle verliert. Seine Gedanken gelten nämlich nur seiner Geliebten. Dabei schafft es der Autor stets, seine Gefühle so wiederzugeben, dass man alle seine Handlungen nachvollziehen kann. Dazu tragen besonders seine zahlreichen einfühlsamen Briefe und ausdrucksvollen Gedichte bei. Auch schafft er es in geschickt eingebauten kleineren Exkursen, einige Stationen seines Lebens darzustellen und so seinen Charakter und Denkweise zu begründen. Er setzt sich stets intensiv mit dem Thema Alkoholismus auseinander, sucht anfangs sogar die Schuld bei sich und nimmt an Partnertreffen der Anonymen Alkoholiker teil. Das kostet ihn immer mehr Lebenskraft. So zeigt zum Beispiel die schonungslose Schilderung eines Deliriums, wie hilflos man doch selbst ist. Angst, Ratlosigkeit und Zweifel nehmen immer mehr Raum in der Seele des Autors ein. Selbst romantische und recht malerisch geschilderte Urlaube mit der Liebsten im Paradies der Träume sind nur kurze Stationen des wieder aufgeflammten Glücks, das nachher bei einem weiteren Rückfall wieder umso jäher zerbricht. Auch die Geliebte kommt in Briefen zu Wort. Sie verspricht des Öfteren, sich vom Alkohol loszusagen, aber es will ihr einfach nicht gelingen. Als selbst diverse Entziehungskuren das Problem nicht lösen, bleibt als letzte Konsequenz nur die schmerzhafte, aber logische Trennung.

Mit diesem Buch zeigt der Autor eindrucksvoll, wie brutal die Droge Alkohol das Leben zweier Menschen zerstören kann. Sie bleiben fast immer ein Spielball des Teufels "Sucht". Es bleibt nur noch, einen dicken, roten Strich unter diese Vergangenheit zu ziehen.

Andreas Berger
03.11.2014


Die Lesung im Deutschen Literaturfernsehen finden Sie hier.

 
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Das Buch:

Rene Müller: Stärker als die Liebe. Kampf gegen Alkoholismus

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Frankfurt am Main: August von Goethe Literaturverlag 2014 144 S., € 13,80 ISBN: 978-3-8372-1535-9

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