Autobiographie

Plötzlich Prinz - Blaues Blut ruckzuck

Stell dir vor du bist ein Prinz, gehörst einem der ältesten Adelsgeschlechter Deutschlands an, bist sogar entfernt verwandt mit Prinz Charles - aber du weißt es nicht. Was sich anhört wie der Stoff für einen Hollywood-Streifen, ist in Wirklichkeit die Lebensgeschichte des erfolgreichen deutschen Lautenisten Joachim Held. Er wuchs zunächst in einem Kinderheim in Hamburg und dann bei seiner Adoptivmutter auf. Erst spät erfuhr er, dass er ein "von Anhalt" ist. Die Entdeckungsreise zu seinen familiären Wurzeln hat der Hamburger Klassik-Musiker jetzt in der Autobiografie "Und plötzlich war ich adlig. Meine neue Familie heißt von Anhalt" niedergeschrieben. Ein bisschen liest sich das Buch wie ein modernes Aschenputtel-Märchen.

Alles beginnt an einem Tag im Jahre 1963 mit dem Baby Joachim Ernst Wolfgang Erdmann Guttmann, der von seiner Mutter, Marie Antoinette Prinzessin von Anhalt zur Adoption freigegeben wird, da der Säugling das Resultat einer Affäre ist. Jeglicher Kontakt zur blaublütigen Familie bricht ab. Bis zu seinem fünften Lebensjahr wächst der kleine Joachim im Kinderheim auf, bis er von einer alleinstehenden Frau namens Ruth Held adoptiert wird. Sie wird seine Mutter, auf dem Papier und auch im Herzen.

Erst als 15-Jähriger erfährt Joachim Held, wer er eigentlich ist. Ein furchtbarer Schock über den er nie spricht, aus Angst wieder abgelehnt zu werden. Denn die Tatsache, dass seine leibliche Mutter ihn, den Jungen mit der Hasenscharte, nicht haben wollte, verletzt ihn umso mehr. So entdeckt er die klassische Musik für sich, die ihm seine Schüchternheit nimmt. Er geht seinen Weg alleine - und hat Erfolg. Seitdem spielt Joachim Held mit den besten Orchestern der Welt und tritt als Solist in allen großen Konzertsälen von Mailand bis London auf. Seine ungeklärte Herkunft verdrängt er dabei konsequent in den Hintergrund.

Dreißig Jahre später allerdings sieht seine, ihm bis dato unbekannte Nichte eine TV-Dokumentation und bringt so den Stein ins Rollen. "Genau wie Papa", denkt Silvia Maria Jung, als sie den Mann, der ihrem Vater gleicht, im Fernseher sieht. Seitdem ist viel geschehen. Nach und nach nimmt der Berufsmusiker Kontakt zu seiner leiblichen Familie auf - plötzlich ist er ein "von Anhalt" und froh, seine Wurzeln zu kennen.

Joachim Held geht in seinem autobiografischen Erstlingswerk auf gefühlvolle und offene Weise den vielen Fragen über die eigene Identität, das Wissen um die eigene Herkunft nach und offenbart auf reizvolle Art sein jahrzehntelanges Geheimnis, ein Prinz von Anhalt zu sein. Über die Vervollständigung des Familienbildes arbeitet Held einfühlsam sein Leben auf, auch um zu sich selbst zu finden. Das Buch ist sein ganz persönlicher Erfahrungsbericht als Reise in die eigene Vergangenheit - und Zukunft. Ein kurzweiliges Lesevergnügen - auch für Nicht-Blaublüter!

Mareike Palmy
23.11.2009

 
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Das Buch:

Joachim Held: Und plötzlich war ich adlig. Meine neue Familie heißt von Anhalt

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Bergisch Gladbach: Lübbe Verlag 2009
222 S., € 19,99
ISBN: 978-3-431-03803-3

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