Autobiographie

Die Wege des Herrn ...

Eigentlich hatte Frank Beha mit der Kirche nicht allzu viel am Hut. In jungen Jahren besuchte er Gottesdienste im Grunde nur, weil es der Tradition entsprach, war nicht einmal Ministrant in seiner Heimatgemeinde. Wenn man ihn heute sieht, mag man das kaum glauben, schließlich trägt er einen Mönchshabit und lebt in der Ordensgemeinschaft der Benediktiner im Kloster Beuron. Wie es dazu gekommen ist, beschreibt Bruder Longinus - wie er nun genannt wird - in seinem autobiographischen Buch "Ab morgen Mönch".

Darin lässt er den Leser teilhaben an seinem bisherigen Leben, das ihn schließlich im Alter von gerade einmal 25 Jahren hinter die Mauern von Beuron geführt hat. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er auf dem Bauernhof seines Vaters im idyllischen Schwarzwald. Diese Zeit betrachtet er als sehr glücklich, mit einer Ausnahme: der Trennung seiner Eltern. Unter dem Weggang seiner Mutter, die sich ausgerechnet in ihren Schwager verliebt hatte, hat er sehr gelitten. Er beschreibt sich selbst als Tagträumer, mit einem Faible für "Star-Trek" und rasante Action-Filme sowie sein Motorrad, mit dem er vor allem Freiheit assoziiert.

Nach einer Lehre zum Elektroinstallateur begann dann mit dem Wehrdienst ein wichtiges Kapitel in seinem Leben. Hier lernte er Kameradschaft kennen und ein Dasein, das ihm entgegenkommt. Er konnte sich sogar vorstellen, sich als Berufssoldat zu verdingen und bei der Bundeswehr Karriere zu machen. Dem stand aber ein Hauptfeldwebel im Wege, der ihm Steine in den Weg legte, wo er nur konnte. Besonders prägend waren für Frank Beha seine beiden Auslandseinsätze in Mazedonien 2002 und in Afghanistan 2004. Sehr beeindruckend sind daher auch die Darstellungen von Ländern und Leuten aus seiner Wahrnehmung heraus gelungen, aber auch diejenigen der Strukturen bei der Bundeswehr im In- und Ausland.

Bereits vor dem Aufbruch an den Hindukusch hatte der Soldat gewissermaßen ein Schlüsselerlebnis, das seinen Entschluss, nach dem Afghanistan-Einsatz ins Kloster zu gehen, endgültig festigte. Nach der Rückkehr aus Mazedonien hatte er anlässlich von Soldatenexerzitien bereits das klösterliche Leben in Beuron kennen gelernt und als recht angenehm empfunden. Auf einem militärischen Marsch über 30 Kilometer, den er in einer bestimmten Zeit bewältigen wollte, ging ihm bei hohen Temperaturen auf der Hälfte des Weges das Wasser aus. So gab er dem lieben Gott ein Versprechen: Sollte er seine Vorgabe mit der Hilfe von "oben" dennoch erfüllen, würde er in dieses Kloster eintreten.

Und so kam es dann auch: Heute ist Bruder Longinus einer von ca. 60 Benediktinern in Beuron, wo er als "Bruder Elektriker" so einiges zu tun hat, und wird voraussichtlich im nächsten Jahr seine ewige Profess ablegen. Seine Einblicke, die er in das mönchische Leben gibt, sind weit von einer fanatischen Glaubensvermittlung entfernt, auch wenn immer wieder Zitate aus den Regeln des Heiligen Benedikt von Nursia zur Sprache kommen, auf die er sich häufig bezieht. Vielmehr zeigen sie, dass es auch innerhalb eines Klosters ordentlich menschelt und dass in jeder Kutte ein Mensch mit seinen ganz eigenen Bedürfnissen und Problemen steckt.

Natürlich geht Bruder Longinus neben der Geschichte und den Bestandteilen des Klosters sowie dessen Hierarchien, deren Darstellung ob der Verschlossenheit der klösterlichen Klausur für Außenstehende etwas Faszinierendes sein dürfte, auch auf Glaubensinhalte und das Beten ein. Aber da er sich selbst erst am Anfang eines langen Weges sieht, geschieht das auf eine angenehm unaufdringliche Art und Weise, die wohl seinem zurückhaltenden Wesen zuzuschreiben ist. Dass der ehemalige Soldat dabei in die für ihn richtige Richtung unterwegs ist, kann man jeder einzelnen Seite seines höchst interessanten und lesenswerten Buches entnehmen.

Christian Götz
31.08.2009

 
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Das Buch:

Bruder Longinus Beha, Gerald Drews: Ab morgen Mönch. Ein Afghanistansoldat geht ins Kloster

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München: Pattloch Verlag 2009
272 S., € 16,95
ISBN: 978-3-629-02218-9

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