Medien & Gesellschaft

Ein Englandausflug abseits der üblichen Touristenpfade

Vor über dreißig Jahren beschloss der Amerikaner Bill Bryson, England zu seiner Wahlheimat zu machen und für einige Jahre dort zu leben. Damals brach er auf zu einer großen Erkundungsreise quer über die britische Insel. Er stolperte bei seinem Ausflug über so unaussprechliche Namen wie Llywyngwril, lernte, sich geduldig in die Schlange einzureihen, und amüsierte sich über die liebenswerten Marotten der Engländer. Sein charmanter und witziger Bestseller "Reif für die Insel", den Bryson im Anschluss schrieb, wurde schnell zum modernen Klassiker. Und auch "It's teatime, my dear!" hat das Zeug zu einem unersetzlichen Reiseführer. Denn inzwischen hat der US-amerikanische Journalist viele neue Erfahrungen gemacht. Er kann sich als intimen Kenner der englischen Eigentümlichkeiten bezeichnen.

Als Bryson sich für die britische Staatsbürgerschaft dem Einbürgerungstest unterziehen muss, stellt er fest, dass es noch immer so einiges zu entdecken gibt. Er war noch nie in Bagnor Regis in Sussex oder Cape Wrath in den Highlands. Er wollte schon lange nach Cornwall und so manchen bisher unbekannten Ort in London erkunden. Kurzerhand bereist er die Insel ein zweites Mal. Der Leser begleitet ihn vom englischen Teehaus bis zum schottischen Pub, von der kleinsten Absteige bis zum Nobelhotel. Bryson lässt nichts aus und beantwortet zahlreiche Fragen. Wie heißt der Big Ben wirklich? Wer war Mr. Everest? Warum verstehen sich Amis und Engländer nur bedingt? Bryson will noch einmal wissen, was dieses Land so liebenswert macht, und begibt sich auf den Weg. Er ist wieder reif für die Insel ...

Mit Bill Bryson und seinen Büchern verbringt man gerne seine Zeit. Ab dem ersten Satz ist es, als würde der Schriftsteller ein nettes Pläuschchen mit dem Leser halten. Schade, dass dieses nach nur wenigen Stunden ein viel zu schnelles Ende nimmt. "It's teatime, my dear!" hätte ruhig noch mindestens 100 Seiten dicker ausfallen dürfen. Zwischen zwei Buchdeckeln findet man so viele interessante Informationen (inklusive Überraschungen) wie nirgendwo anders - und darüber hinaus höchst witzig-spritzigen Lesespaß bis zur letzten Seite. Hier bekommt man einen ausgewachsenen Muskeltiger vom ständigen Lachen. Während der Lektüre kann man sich auch das ein oder andere begeisterte "Aha!" und "Oho!" nicht verkneifen, ebenso wenig: wow, wow, wow! Bryson unterhält uns erneut aufs Amüsanteste.

Langeweile? Nicht mit "It's teatime, my dear!". "Sommer 1927", "Eine kurze Geschichte von fast allem", "Streifzüge durch das Abendland" und, und, und beweisen: Bryson ist einer der ganz, ganz Großen im Sachbuchbereich. Seine Veröffentlichungen lesen sich wie ein spannender Roman. Mit "Wieder reif für die Insel" gelingt dem Wahl-Briten zum wiederholten Male eine absolute Lesesensation. Bryson gehört zu den genialsten und lustigsten Autoren der Gegenwart. Seine Werke sind definitiv eine Entdeckung wert.

Susann Fleischer
30.05.2016

 
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Das Buch:

Bill Bryson: Its teatime, my dear! Wieder reif für die Insel. Aus dem Englischen von Thomas Bauer

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München: Goldmann Verlag 2016
480 S., € 19,99
ISBN: 978-3-442-31397-6

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