Medien & Gesellschaft

Auf den Dächern der Welt

Vor vielen Millionen Jahren schufen tektonische Bewegungen das am höchsten aus der Erde herausragende Gebirge, den Himalaya auf dem asiatischen Kontinent. Das Dach der Welt hat seine Heimat in diesem Hochgebirgssystem; mit - noch - 8.848 Metern Höhe ist der Mount Everest der höchste Berg dieses Planeten. Alle Achttausender der Welt, ganze vierzehn gibt es überhaupt nur, liegen - insofern man das angrenzende Karakorum-Gebirge großzügig mit hinzurechnet - in eben diesem Himalaya, das sozusagen das alpine Nonplusultra des Erdballs bildet. Es übt seit jeher eine gewaltige Faszination aus, die jedoch nicht nur von den Gipfeln selbst ausgeht, sondern auch von den exotischen Ländern, über deren Territorium sich das Himalaya-Gebirge erstreckt.

Der Historiker Philip Parker hat gerufen, und eine profunde Schar von Experten ist ihm gefolgt. "Himalaya - Die höchsten Berge der Welt und ihre Eroberung" heißt das vorliegende und dieser Tage in der deutschen Übersetzung beim Theiss-Verlag erschienene Buch, das sich der Geschichte des Himalaya-Gebirges widmet. Ein illustres Autorenteam aus dem angloamerikanischen Raum hat Parker gewinnen können: Schriftsteller, Redakteure, Geschichtsprofessoren, Filmemacher oder Extrembergsteiger haben sich die neun Kapitel gerecht untereinander aufgeteilt. Neun Autoren für neun Kapitel; für die chronologische und thematische Ordnung hat Parker als Herausgeber höchstpersönlich gesorgt. Auch eine deutsche Note besitzt das Werk, denn mit Peter Kunz hat der langjährige Asienkorrespondent des ZDF das Vorwort der vorliegenden Ausgabe geliefert.

Vorbildlich startet das erste Kapitel mit einer Ausführung zur Entstehung der Bergkette, geologische Entwicklungen sowie politische Abgrenzungen werden dabei thematisiert. Wichtig für das Studium der folgenden Kapitel ist dabei aber vor allem die begriffliche Festlegung der einzelnen Teilregionen des Himalayas. In den beiden sich anschließenden Kapiteln nähert man sich über die geschichtlichen Entwicklungen in den verschiedenen Jahrhunderten allerersten Expeditionen und Landvermessern an. Als solcher machte sich übrigens ein gewisser George Everest, später noch als Sir geadelt, einen Namen, so dass man ihm zu Ehren den höchsten Berg der Welt benannte. In den weiteren Kapiteln zeigt sich die rasante Entwicklung, den die gipfelstürmende Menschheit hingelegt hat. Waren es Mitte des 20. Jahrhunderts noch überwiegend nationale Interessen und Prestigegedanken, die die Expeditionen charakterisierten, begannen sich schließlich Individuen mit waghalsigen Unternehmungen zu profilieren, bis - und dies verschweigt das Buch glücklicherweise nicht - der heutige Massentourismus insbesondere die Everest-Region vor ganz andersartige Herausforderungen stellt.

Parkers "Himalaya" lädt den naturbegeisterten Leser auf eine umfangreiche Reise über die Dächer der Welt ein. Gewürdigt werden natürlich die Heroen der Himalaya-Geschichte, wie George Mallory, Edmund Hillary und Tenzing Norgay. Hermann Buhls Solo am Nanga Parbat bleibt ebenfalls nicht unerwähnt. Daneben überzeugt das vorliegende Buch vor allem durch seine variable Gestaltung. Fundierte Texte wechseln sich mit imposanten Fotografien ab, Exkurse lockern die Darstellungen auf, zudem ist für die meisten Berge auch vereinfachtes Kartenmaterial mit den bevorzugten Gipfelrouten abgebildet. Parker hat als verantwortlicher Herausgeber Sorge für ein sehr vorbildliches Buch getragen, das auf knapp 200 Seiten umfangreich und vielfältig über eine Gegend und deren Geschichte Auskunft gibt, die für die meisten Menschen hierzulande lediglich ein ferner Traum bleiben dürfte.

Christoph Mahnel
04.04.2016

 
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Das Buch:

Philip Parker: Himalaya - Die höchsten Berge der Welt und ihre Eroberung

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Darmstadt: Theiss Verlag 2016
192 S., € 29,95
ISBN: 978-3-806-23229-5

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