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Wissen über Beziehungen

Unsere Sprache birgt mitunter ein erstaunliches Wissen und nicht umsonst reden wir vom "Beziehungsgeflecht". Gemeint ist dabei eine vielleicht nicht grunds?tzlich unentwirrbare, aber doch schwer ?berschaubare Textur, in die hinein wir verwoben, wenn nicht gar verstrickt sind. Nun sind menschliche Beziehungen nicht unl?sbar, pr?gen uns aber von fr?her Kindheit an nachhaltig und binden uns in Strukturen ein, deren Wesen und Wirkung wir leider allzu oft ausgesetzt sind, ohne dies zu erkennen.Die Systemische Therapie hat sich zur Aufgabe gemacht, diese ?Geflechte? aus gel?sten und ungel?sten Beziehungen und Bindungen zu sichten und zu ordnen, um zu erkennen, wie und in welchem Ausma? der Einzelne ihren andauernden Wirkungen ausgesetzt ist und wie sie ihn unter Umst?nden daran hindern, sein "Grundbed?rfnis nach einer erf?llten Beziehung zu erf?llen".

Vor dem Hintergrund ihrer langj?hrigen Erfahrungen als Heilpraktikerinnen und Therapeutinnen sichten die Autorinnen die verschiedenen Ebenen der Paar- und Familienbeziehungen und untersuchen die unterschiedlichsten Formen gegenw?rtiger wie vergangener Beziehungen sowie der oftmals lebenslang ungel?sten Bindungen der Eltern zu den Kindern und umgekehrt. Dankenswerterweise widmen sich die Autorinnen auch zeitgen?ssischen Lebensmodellen, etwa der in finanzieller wie beruflicher Hinsicht gleichgestellten Partnerschaft oder der ?Patchworkfamilie?, die heute mehr denn je eine Bindungs- und Familienform ist, die zu gro?en psychischen Belastungen f?hren kann. Doch auch den Familienhintergrund betreffende Beziehungen wie das buchst?blich alte, in den verschiedenen Therapieformen bedauerlicherweise aber eher junge Thema der generations?bergreifenden Bindungen und Verstrickungen findet in der sachkundigen ?bersicht der Verfasserinnen Erw?hnung.

Die verschiedenen Bindungsformen werden ?bersichtlich und pr?gnant vorgestellt und mit kurzen Fallbeispielen und Kommentaren anschaulich und nachvollziehbar erl?utert. Probleme, die sich aus unerkannten und ungel?sten Bindungen ergeben k?nnen, werden in ihren negativen Auswirkungen geschildert und dem Lebens-?Gewinn?, der aus der L?sung einer problematischen Bindung erw?chst, gegen?ber gestellt. Die F?higkeit der Autorinnen, die Problemkomplexe pointiert, bisweilen mit Ironie gew?rzt und sehr treffend auf den Punkt zu bringen, f?llt hierbei besonders positiv ins Auge (?Vaters Prinzessin und Mutters Prinz werden ein Paar?).Am Beispiel der Schilderung, wie sich das Prinzip von T?ter-Opferanteilen gleichsam cham?leonhaft-ver?nderlich in der Pers?nlichkeit des Einzelnen und in verschiedenen Beziehungen verhalten kann, wird aber auch deutlich, wie begrenzt die theoretisch-modellhafte Kl?rung der Komplexit?t der menschlichen Pers?nlichkeitsstruktur und ihrer Beziehungen nur gerecht werden kann. Sehr deutlich verweisen daher die Verfasserinnen in den Kapiteln der Beziehungen vor einem schwerwiegend problematischen Familienhintergrund (Sexuell missbrauchte Kinder, Tr?gerkinder, Kinder aus Suchtfamilien) auf die unumg?ngliche Bew?ltigung und Aufarbeitung in der Therapie.

Insoweit kognitive Klarheit, also geistig-mentale Erkenntnis, ein Anfang auf dem Weg zur Beseitigung des Problems sein kann, ist auch ein solches Buch ?Lebensratgeber?. Doch wissen die Autorinnen, die auch Familien- und K?rpertherapie betreiben, selbst nur zu gut, dass dar?ber hinaus die ? nicht zuletzt k?rperlichen ? Erfahrungen einer Therapie nicht durch ein Buch ersetzt werden k?nnen. Therapieersatz, davon darf man ausgehen, will und kann das Buch nicht sein. Denn ein so simpler Satz wie ?Entscheidend ist es f?r sie, die Vergangenheit loszulassen und das Verzeihen und Vergeben zu entwickeln? kann f?r den oder die Betroffene(n) mitunter eine (Lebens-)Arbeit von vielen Jahren bedeuten.

cth
02.06.2005

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