Medien & Gesellschaft

Ohne diese Helfer wäre Hitlers Schreckensherrschaft nicht möglich gewesen

In diesem Buch werden die Karrieren von sechs Personen behandelt, Albert Speer, Wernher von Braun, Alfred Jodl, Ferdinand Porsche, Gustav Krupp von Bohlen und Halbach sowie Hjalmar Schacht. Es sind sehr unterschiedliche Lebensläufe, die diese Personen zu Hitlers Managern machten, ein Begriff, der damals noch nicht gebraucht wurde, ihre Positionen aber recht gut trifft. Eines scheinen aber alle diese Männer gemeinsam zu haben: Für sie ist die von ihnen verfolgte Sache so wichtig gewesen, dass sie dabei skrupellos auch über Leichen gingen – auch wenn es Tausende waren. Nach Ansicht Knopps wäre Speer, hätte man in Nürnberg alles gewusst, was man heute weiß, zum Tode verurteilt worden, aber Jodl war der einzige der sechs, den dieses Urteil traf. Dabei hatte er "nur" in geradezu sklavischem Gehorsam Hitlers Befehle befolgt. Speer dagegen hatte den Krieg wahrscheinlich um Jahre verlängert, von Braun Tausende von Zwangsarbeitern eingesetzt, ebenso wie Porsche, Schacht hatte das Geld für den Angriffskrieg und die Rüstung besorgt und Krupp von Bohlen und Halbach diese Rüstungsgüter entwickelt und produziert. Und bis auf Jodl und Speer, der immerhin 20 Jahre im Gefängnis verbrachte, wurde sie nicht oder nur zu geringen Strafen verurteilt bzw. sehr schnell rehabilitiert.

Für Kenner des Kriegsgeschehens sind viele der angeführten Tatsachen, die allesamt gut recherchiert erscheinen, nicht sonderlich neu. Dass Speer nicht nur der Architekt Hitlers, sondern auch sein Rüstungsminister war, ist in den letzten Jahren schon mehrfach betont worden. Was aber sicherlich neu ist, ist die Darstellung, wie konsequent und rücksichtslos alle diese Personen ihre Ziele verfolgten und wie wenig sie auch nach dem Krieg Einsicht in die persönliche Schuld zeigten, die sie auf sich geladen haben. Schacht war ausgesprochen eitel, das wird aus den Darstellungen sehr deutlich. Die beiden später sehr angesehenen Porsche und von Braun haben nach dem Krieg gelogen. Sie waren in den Werkshallen mit ausgemergelten Zwangsarbeitern und sie wussten genau, dass viele der Arbeiter, die sie angefordert hatten, bis zum Tode ausgebeutet wurden.

Knopp versteht es, diese Lebensläufe nicht spektakulär darzustellen, sondern die Schuld der Manager wird durch die sachliche Darstellung und die Zitate von Zeitzeugen, aber auch Familienmitgliedern durch die reine Aneinanderreihung von Fakten dem Leser offensichtlich gemacht.

Dieses Buch ist deshalb eine wichtige Ergänzung der bisherigen Literatur. Hier werden die positiven Urteile, die besonders über von Braun und Porsche immer noch kursieren, weitgehend widerlegt, Knopp entmythisiert die behandelten Personen und er zeigt auch, dass Deutschland mit seiner braunen Vergangenheit nur halbherzig aufgeräumt hat. Dass uns dies mindestens 60 Jahre nach Kriegsende noch beschäftigt, sollte auch eine Aufforderung dazu sein, Unrecht im "anderen" Deutschland, das dort von 1945 bis 1989 verübt wurde, genauer zu untersuchen, aufzuarbeiten und abzuurteilen. Je eher, desto besser.

hah
08.12.2004

 
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Das Buch:

Guido Knopp: Hitlers Manager

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München: C. Bertelsmann Verlag 2004
416 S.
ISBN: 3-570-00701-1

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