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Vorhandenes vorstellen

Der Teltow war mal was! Auch noch vor hundert Jahren. Der Kreis Teltow war, so verlautete es, der Lieblingskreis des deutschen Kaisers. Wohlhabend und direkt vor den Toren der kaiserlichen Residenz an der Spree. Das s?dliche, das westliche Berlin, alles war einst Teil des weiten Teltower Lands. Als der Kaiser fort war, verleibte sich die Stadt die sch?nsten, st?rksten Gebiete des Kreises ein. Gro?-Berlin war da und klein nun der Kreis Teltow. Der verschwand 1952 aus den Landkarten, als die noch junge DDR eine strikte Verwaltungsreform durchsetzte. 1993 tauchte im wiedererstandenen Land Brandenburg auch der Teltow wieder auf. Wiederum nicht in seinen urspr?nglichen Grenzen. Die neuerliche Kreisreform brachte den Landkreis Teltow-Fl?ming hervor. Wahrlich nicht das, was Historiker, Regionalpolitiker, Lokalpatrioten w?nschten. Im Kreis Teltow-Fl?ming sind Restgebiete des Teltow integriert.

Wenn nun ein Buch "Die Guts- und Herrenh?user im Landkreis Teltow-Fl?ming" pr?sentiert, dann ist es nicht das Repr?sentativste, was es an Schl?ssern und Gutsh?usern im gro?en Kreis Teltow gab. Die beiden Autoren der Publikation, Carsten und Hiltrud Preu?, haben das Nochvorzeigbare, selbst wenn das der gegenw?rtige Zustand kaum rechtfertigt, zusammengefasst. Geradezu wie eine Rechtfertigung f?r die Edition "strahlt" auf dem Umschlag des Bandes das Schloss Genshagen. Wie in jedem anderen Falle wird die wechselvolle Geschichte des Geb?udes dargestellt. Das bedeutet die Geschicke des Bauwerks wie der Historie. Das in einer Art und einem Stil, die nicht die Fachleute bedienen wollen. Das Ehepaar Preu? hat ein Buch f?r jedermann verfasst. F?r die Bewohner der Region, f?r die Stadtbewohner, die es am Wochenende aufs Land zieht, f?r die Touristen, die ins Brandenburgische kommen, insbesondere in den Kreis Teltow-Fl?ming.

Das Schloss Genshagen, auf dem Teltow, ist ein Gl?cksfall wie das Schloss Wiepersdorf im Fl?ming, wo Bettina von Arnim zu Hause war. Beide Adelssitze wurden nicht mit der Achtlosigkeit und Vernachl?ssigung gestraft wie es nach 1945 so h?ufig geschehen ist. Viele, auch historisch-architektonisch bedeutende Gutsgeb?ude haben die Zeiten nicht ?berstanden. Insbesondere im Norden des urspr?nglichen Kreises Teltow. Vieles ist durch Umnutzung, Ver?nderungen bis zur Unkenntlichkeit und, schlimmstenfalls, durch Abriss verloren. Es gibt Gr?nde genug f?r die kritische Bewertung und Beurteilung des Versagens und Vers?umens in der Vergangenheit.

Das Kritisieren haben Hiltrud und Carsten Preu? nicht als den Auftrag gesehen, dem sie h?tten entsprechen m?ssen. Beide ohnehin keine Historiker, doch mit der Regionalgeschichte gut vertraut, zudem Mitarbeiter der Kreisverwaltung des Teltow-Fl?ming (Denkmalschutz / Umweltschutz), haben sie sich darauf konzentriert, Vorhandenes vorzustellen. Egal, in welchem Zustand sich das Vorgestellte befindet. Zeigenswert ist alles, weil alles seine Geschichte hat, die keinem gleichg?ltig sein sollte. Sich der Geschichte besinnen, bedeutet, sich seiner Verpflichtung in der Gegenwart zu erinnern. Und das bedeutet, dass es im Kreis Teltow-Fl?ming noch viel zu tun gibt. Noch ist nicht alles vertan und verloren. Noch!

Was alles, wie, durch wen gewonnen wurde, wiedergewonnen auch, in den vergangenen beiden Jahrzehnten, davon berichten die Autoren mit Freude. "Die Guts- und Herrenh?user im Landkreis Teltow-Fl?ming" von Carsten und Hiltrud Preu? ist zuerst ein Buch, das eine bestimmte Region meint. Zugleich ist das Buch ein Buch von ?berregionaler Bedeutung. Zumindest f?r viele Landstriche in Ostdeutschland. Ein ermutigendes Buch. Es kann anstiften, achtsamer zu sein, wenn es ?berliefertes zu bewahren gilt. Nicht nur im Kreis Teltow-Fl?ming.

Bernd Heimberger
16.01.2012

 
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Das Buch:

Carsten und Hiltraud Preuß: Die Guts- und Herrenhäuser im Landkreis Teltow-Fläming

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Berlin: Lukas Verlag 2011
244 S., € 29,80
ISBN: 978-3-86732-100-6

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