Medien & Gesellschaft

Die Mächtigen der Welt

Wir lachen mit ihnen, wir sehen zu ihnen auf, wir staunen über ihre Gemeinheit oder wir erleben sie in Zeiten ihrer größten Not. Manchmal fürchten wir uns sogar vor ihnen. Zweifelsohne sollten jene Personen, die sich auf diesem Weg als Publikumsmagnet herausstellen, nichts miteinander gemeinsam haben. Das haben sie aber doch: Keiner von ihnen hat jemals gelebt. Jedenfalls nicht außerhalb unserer Fantasie.

"Die 101 einflussreichsten Personen, die es nie gab" ist ein Ranking von fiktiven Personen aus Literatur, Werbung, Film, Fernsehen und Theater, die es geschafft haben, unsterblich zu werden, ohne gelebt zu haben. Zu jedem Charakter werden reichlich Informationen gegeben. Diese liefern Erklärungsansätze, weshalb diese Wesen so berühmt geworden sind. Zudem werden bestimmte Attribute herausgedeutet, welche erklären, was die Massen an ihnen gefunden haben und meist heute noch finden.

So ist zum Beispiel die Rede von J.R. Ewing, aus der Fernsehserie Dallas, der so bösartig und rücksichtslos gehandelt hat, dass immer mehr Menschen sich überzeugen wollten, ob er tatsächlich so gemein ist, und die anderen wollten wissen, was er als nächstes vorhat. So wurde Dallas zu einer der beliebtesten Fernsehserien der 80er und 90er Jahre. Selbstverständlich dürfen auch die fiktiven Sympathieträger aus Literatur und Theater nicht fehlen, wie etwa: Hamlet, Romeo und Julia, Dr. Jekyll oder Kapitän Ahab. Sie alle werden vorgestellt. Dies ist sehr vorteilhaft, da die Auswahl der Personen teilweise sehr USA-lastig ist und es sein kann, dass man als Europäer von dem ein oder anderen noch nichts gehört hat. So erhält der Leser auch von ihm eventuell bisher nicht bekannten Charakteren ein entsprechendes Bild.

Aus der Rubrik Fernsehen dürfen Captain Kirk und Mr. Spock nicht fehlen. Aus der Rubrik Abenteuer  ist Luke Skywalker natürlich DER Protagonist der 80er Jahre. An dieser Stelle hat sich aber leider ein kleiner Fehler eingeschlichen: Luke hat seinen Zielcomputer beim Angriff des Todessterns nicht abgeschaltet, weil er Schaden genommen hat, sondern weil Obi Wan Kenobi ihn durch die Macht ermahnt hat, seinen Fähigkeiten zu vertrauen. Nichtsdestotrotz geht die Kernaussage des Textes nicht verloren: Es schadet nicht ab und zu auch mal seiner Intuition zu vertrauen. Solche und ähnliche kleine Lebensweisheiten sind häufig am Ende der einzelnen Vorstellungen zu lesen. Außerdem sind noch ausgesprochen interessante Verknüpfungen zwischen diesen fiktiven Welten und unserer realen Welt gebildet. Wussten Sie zum Beispiel, dass Ronald Reagan ein Kernwaffenprogramm namens Star Wars ins Leben gerufen hat? Oder in welcher Serie erstmals ein Kuss zwischen einem weißen Mann und einer schwarzen Frau, noch weit vor jeder Initiative der Gleichberechtigung, gezeigt wurde?

Adam Vass
11.08.2008

 
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Das Buch:

Dan Karlan, Allan Lazar, Jeremy Salter: Die 101 einflussreichsten Personen, die es nie gab: Wie Barbie, James Bond und Hamlet uns verändert haben. Aus dem Amerikanischen von Barbara Först

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Bergisch Gladbach: Ehrenwirth 2008
365 S., € 16,95
ISBN: 978-3-431-03753-1

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