Medien & Gesellschaft

Lustvolles Loblied

Im Atlas der Weltliteratur sind D?rfer Hauptst?dte der Literatur. Eine bekannte, traditionsreiche deutsche B?cherstadt wird nun als "Weltnest" der Literatur ausgewiesen. Peter Gosse, der Initiator des Buches, "Weltnest" hat einen durchaus auch selbstverliebten R?ckblick auf das "Literarische Leben in Leipzig 1970-1990" riskiert. Gesehen wird das Weltnest durch die Linse des Fotografen Helfried Strau?. Er ist kein Bildchronist, der einen l?ckenlosen ?berblick ?ber das literarische Leben in Leipzig, schon gar nicht der literarischen Szenen in Leipzig liefert. Die Fotos von Strau? sind Dokumente und als solche Teil der Chronik der Leipziger Literaturgeschichte. Orts- und Sachkundige werden vergeblich nach denen Ausschau halten, die die literarischen Au?enseiter in den Achtzigern waren. Sie werden vergeblich ein Bildnis von Andreas Reimann suchen. Ohne sie ist jede Darstellung der Leipziger Literaturszenen unvollst?ndig.

Wer und was wurde von Strau? konterfeit? Es waren vor allem Autoren, die w?hrend der Buchmessetage in ?ffentlichen Lesungen auftraten. Es waren Verleger, Autoren, Freunde, die sich im Haus des Reclam-Chefs Hans Marquardt einfanden. Eine offizielle literarische Welt w?hrend offizieller und halboffizieller Zusammenk?nfte mit wechselnder wie gleichbleibender Personage. Zu der geh?rten die Strittmatters und die Wolfs, der Enzensberger und der Grass. Selbstverst?ndlich literarische Lokalgr??en und die anderer DDR-Nester. Zu besichtigen ist eine literarische Kirmes, an die sich ?ltere und altgewordene Leipziger und Nichtleipziger erinnern wie an die Kindheit. Eingebundene, zumeist, knappe Texte, haben einiges vom Kannst-du-dich-erinnern. Das ist gut f?r?s Sichzur?cklehnen und Miterinnern. Gedacht werden kann dabei auch an die gew?nschten und gesuchten Begegnungen der DDR-Schriftsteller mit Journalisten aus dem Westen. Diese vom Staat nicht erw?nschten Korrespondenzen sind kein Thema des Bild-Text-Bandes. Auch deshalb ist die Edition eine frohgemute Nachfeier. Wer will die schon st?ren? Niemand! Ausgenommen der Eine, den die Au?enwelt gern als den Leipzig-Literaten ansieht: Erich Loest. Der schl?gt in die Feier hinein wie in ein erl?schendes Feuer. Funken fliegen. Loest sagt: "Nicht meine Welt" diese Welt der bebilderten "Weltnest"-Welt. Gest?rt wird die Harmonie des Klassentreffens dadurch nicht.

Immer ? und zuerst ? ist der Band ein Fotobuch. In dem l??t?s sich bl?ttern wie in einem hervorgekramten Familienalbum. Manchmal staunend, wer da wo mit wen zusammensa? oder ? stand. Wer da die Blicke von wem auf sich zog. Daf?r hatte Helfried Strau? einen guten Blick. Also gibt?s so manchen erhobenen Zeigefinger, manche gestreckte, weisende Hand zu sehen. Z?hlen wir die Weingl?ser und Gesichter, so wird keiner daran zweifeln: Es war eine geselliges V?lkchen, das im Weltnest lebte und sich gelegentlich im Nest sammelte. Ein lustvolles Loblied auf Leipzig: das Weltnest an der Plei?e.

Bernd Heimberger
25.02.2008

 
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Das Buch:

Peter Gosse, Helfried Strauss (Hg.): Weltnest. Literarische Leben in Leipzig 1970-1990. Fotografien Helfried Strauß.

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Halle/Saale: Mitteldeutscher Verlag 2008
160 S., € 25,00
ISBN: 978-3-89812-508-6

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