Biographie

Das Leben ist ein Berg ...

Die Mongolei ist ein Land, über dessen Geschichte und Hintergründe man hierzulande wenig weiß - schade, bietet das Land, zweieinhalb Mal so groß wie Deutschland, doch eine bewegte und bewegende Geschichte. Nicht nur der große  Dschingis Khan, der im 12. Jahrhundert weit mehr als die Hälfte der damals bekannten Welt beherrschte, ist hierbei beachtenswert, sondern auch und gerade die jüngere Geschichte: Nach dem Zusammenbruch der UdSSR und dem Fall des Eisernen Vorhangs öffnete sich das Land nach einer friedlichen Revolution 1990 der Demokratie und Marktwirtschaft und gilt heute als eine der stabileren Demokratien des ehemaligen Ostblocks.

Anders als das wiedervereinigte Deutschland damals beispielsweise konnte es sich dabei jedoch nicht auf eine bereits demokratisierte Gesellschaft stützen, sondern musste die selbstbestimmte und freie Lebensart erst "von der Pike auf" lernen. Eine spannende und oft auch amüsante Entwicklung, die am besten von einem Zeitzeugen erzählt wird. Dass es sich in diesem Fall um den amtierenden Premierminister der Mongolei handelt, macht die Sache nur noch interessanter.

Keinesfalls in privilegierte Verhältnissen geboren, sondern in einer ganz normalen Familie in der ländlichen Mongolei aufgewachsen, hat sich Norovyn Altanchujag (so die deutsche Transkription, die mongolische Schrift selber ist genau wie die russische kyrillisch) nie mit weniger zufriedengegeben, als "den Gipfel zu erreichen" - und blickt so als rundum zufriedener Mann auf ein Leben zurück, das ihn nichts bereuen lässt. Der Fokus liegt dabei erfrischenderweise nicht nur auf der Politik, sondern vor allem auf dem Privatleben, die Träume und der ganz persönlichen Geschichte von Altanchujag, der seinen Weg zunächst gar nicht in der Politik sah.

Wie viele zur Zeit des Kommunismus versuchte er sich zunächst an den verschiedensten Geschäften und Handelsmöglichkeiten, speziell mit dem damals allgegenwärtigen Russland. Später nach dem Studium, als gutverdienender Physiker und Dozent an der Mongolischen Staatsuniversität, erinnert er sich stolz seiner Wurzeln in einfachen Verhältnissen - mit einer Familie, die ihn nichts vermissen ließ. Als die Revolution hereinbricht, gerät sein Leben jedoch auf einen Pfad, der ihn immer weiter in die Politik hineinzieht. Alles ist neu, und das Land braucht frische Ideen - doch die noch junge Demokratie in der Mongolei macht es einem nicht immer einfach ...

So erzählt "Towards the Summit" nicht nur von einem außergewöhnlichen Leben, sondern vor allem von einem außergewöhnlichen Land, das mit seiner Kargheit, aber dennoch betörenden Schönheit heute vor allem als Staat mit einem der größten Wachstumsraten und großen Reichtum an Rohstoffen immer mehr als "Global Player" wahrgenommen wird. Der Blick von innen bietet dabei eine Fülle neuer Sichtweisen und Aspekte eines Lebens in einem Land, das sich über die Jahrhunderte zu Recht immer seinen Stolz bewahrt hat.

Gerrit Koehler
28.10.2013

 
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Das Buch:

Norovyn Altankhuyag: Towards the Summit

Frankfurt am Main: August von Goethe Literaturverlag 2013
318 S., € 19,80
ISBN: 978-3-8372-1328-7

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