Biographie

Hitlers Sklavenhalter

Er trug die Verantwortung f?r die Verschleppung von Millionen von Zwangsarbeitern durch die Nationalsozialisten und endete daf?r nach dem Zweiten Weltkrieg am Galgen: Fritz Sauckel, NSDAP-?Reichsstatthalter? von Th?ringen, wurde vor 65 Jahren von Hitler zum ?Generalbevollm?chtigten f?r den Arbeitseinsatz? ernannt.

Erstmals liegt jetzt eine umfassende Biografie jenes Mannes vor, den der Hauptankl?ger im N?rnberger Kriegsverbrecherprozess als ?gr??ten und grausamsten Sklavenhalter seit den ?gyptischen Pharaonen? bezeichnete. Der Erfurter Historiker Steffen Ra?loff zeichnet in seinem faktenreichen Buch die Karriere des Nazi-Funktion?rs nach, der es vom verhinderten Matrosen und gescheiterten Maschinenbau-Studenten in den inneren Zirkel der NS-F?hrungsschicht schaffte. Die Biografie ist in der Schriftenreihe der Th?ringer Landeszentrale f?r politische Bildung erschienen.

Der 1894 im fr?nkischen Ha?furt bei Schweinfurt als Sohn eines Postbeamten und einer N?herin geborene und protestantisch erzogene Sauckel war von 1942 an f?r den massenhaften Einsatz ausl?ndischer Zwangsarbeiter in der deutschen Wirtschaft verantwortlich.

Als ?Generalbevollm?chtigter? hatte er das wichtigste Amt f?r die seit Beginn des Zweiten Weltkriegs immer st?rker unter Arbeitskr?ftemangel leidende deutsche Kriegsindustrie inne. Bis Kriegsende - in nur drei Jahren - rekrutierte er mit brutalen Methoden mehr als f?nf Millionen ausl?ndische Zwangsarbeiter. Zwei Millionen KZ-H?ftlinge und Kriegsgefangene mussten zudem in Betrieben Granaten drehen - oder wie im th?ringischen KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen V2-Raketen, Hitlers ?Wunderwaffen?, bauen. Tausende Menschen starben dabei.

F?r diese Aufgabe hatte sich der NSDAP-Gauleiter und ?Reichstatthalter? von Th?ringen durch bedingungslose Treue zu Hitler und ein ausgepr?gtes Organisationstalent qualifiziert. Nach dem Ersten Weltkrieg zun?chst am ?u?ersten rechten Rand in Schweinfurt aktiv, baute Sauckel die NSDAP in Th?ringen zu einer schlagkr?ftigen Organisation aus. 1930/31 f?hrte er sie erstmals in die Regierung eines deutschen Landes. Im Sommer 1932 gewann die NSDAP die Landtagswahlen. Sauckel wurde Th?ringer Ministerpr?sident einer fast nur aus Nationalsozialisten bestehenden Regierung. Er ?verk?rperte den Typus des dynamischen, ordin?r-hemds?rmeligen Volkstribunen, der beim Gegner Abscheu, beim eigenen Anhang aber Respekt und Bewunderung hervorrief?, schreibt Ra?loff.

Der Historiker dokumentiert, wie Sauckel mit der Enteignung des Waffen- und Fahrzeugwerkes Suhl der j?dischen Familie Simson 1935 einen Pr?zedenzfall f?r die sp?tere reichsweite ?Arisierung? j?dischen Eigentums schuf - und sich damit in der NS-Spitze den Ruf eines f?higen Wirtschaftsfunktion?rs verschaffte. Dies und die F?rsprache des aus Th?ringen stammenden NSDAP-Kanzleileiters Martin Bormann gab letztlich den Ausschlag daf?r, dass Sauckel den Posten als Generalbevollm?chtigten erhielt - entgegen den Intentionen von Albert Speer, R?stungsminister und Hitlers Chefarchitekt. Ungeachtet dessen funktionierte die ?Arbeitsteilung? zwischen Sauckel und Speer bei der Beschaffung von Zwangsarbeitern f?r die deutsche Kriegsindustrie reibungslos: Speer bestellte und Sauckel lieferte.

Obwohl Speers Verantwortung f?r die Verschleppung der Zwangsarbeiter nicht minder gering ausfiel als die Sauckels, kam Speer im N?rnberger Kriegsverbrecherprozess mit 20 Jahren Haft davon. Sauckel wurde wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tod durch den Strang verurteilt und am 16. Oktober 1946 hingerichtet. Ra?loff beschreibt, wie der smart auftretende Intellektuelle Speer in N?rnberg bei den Richtern mit einem verbalen Bekenntnis zu seiner Verantwortung Pluspunkte sammelte, w?hrend Sauckel das Klischee des dumpf-verbohrten, reuelosen Nazibonzen bediente: ?Ich habe keinen Anteil an irgendeiner Verschw?rung gegen den Frieden oder die Menschlichkeit, noch habe ich Morde und Misshandlungen geduldet. Mein Wollen und mein Gewissen ist rein.?

Katrin Zei?, dpa
03.07.2007

 
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Das Buch:

Steffen Raßloff: Fritz Sauckel: Hitlers "Muster-Gauleiter und "Sklavenhalter"

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Erfurt: Landeszentrale f. polit. Bild. Thüringen 2007
148 S.
ISBN: 978-3-937967-18-9

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