Biographie

Herrliche Herausforderinnen

Wer wei? schon was von der Dritten? Der dritten Frau des Malers Otto Modersohn? Louise Modersohn-Breling, wie die Frau hie?, wird in dem Buch "Ich mache es auf meine Art" als "Die Nachfolgerin" vor- und dargestellt. Folgerichtig ist das vorangehende Kapitel der Vorg?ngerin gewidmet. Also Paula Modersohn-Becker, der zweiten Frau des norddeutschen K?nstlers. Beide Frauen wurden von Ulrike Halbe-Bauer und Brigitta Neumeister-Taroni, den Autorinnen des vorliegenden Buches, in die von ihnen eingerichtete Galerie "Bedeutende K?nstlerinnen" aufgenommen. Es gibt also einiges zu sehen und zu lesen, dass es lohnt, den Band "Ich mache es auf meine Art" in die Hand zu nehmen. Nicht nur wegen der ohnehin renommierten, unverwechselbaren Malerin Paula Modersohn-Becker, die der Welt l?ngst bekannt genug ist.

Aber Louise? Wer war sie? Woher kam sie? Was wollte sie? Weshalb und wie? Nichts schwieriger, als das zu beantworten? Das Literaturverzeichnis zu Louise Modersohn-Breling ist sp?rlich. Die Autorinnen m?ssen flei?ig und intensiv recherchiert haben und haben sie auch. Anders h?tte Ulrike Halbe-Bauer ihren direkt-pers?nlichen Text zu Louise Modersohn-Becker nicht formulieren k?nnen. Er ist ein Beispiel daf?r, welcher Tendenz, welchem Tenor entsprechend die Texte des Buches formuliert sind. Es sind, im ?bertragenen Sinne, malerische Texte zu den Malerinnen. Sie sind fern jeglicher "ergebnisorientierten" faktischen Darstellung. Sie sind reich an Adjektiven  und Adverbien, erz?hlerisch und somit unterhaltsam. Frauen sprechen ?ber Frauen, f?r Frauen! (Wenn das nicht schon wieder Klischee ist.) Weil Frauen anders empfinden? Besser im Empfinden sind? Aber ja doch! Und, warum nicht?

Ob die bereits erw?hnte Louise Modersohn-Breling eine bedeutende K?nstlerin war? Das Urteil bleibt Sache der Buchbesitzer. Die Autorinnen suggerieren ihnen nichts. Mit ihrem Sachverstand machen sie mit mehr oder weniger namhaften K?nstlerinnen bekannt, die lange ?bersehen, vergessen waren. Die Mehrzahl hat ihren Stand, ihre Stellung in der Kunstgeschichte, die nicht nur eine ist, die von M?nnern bestimmt wurde. Die Kunstgeschichte w?re ?rmer ohne eine Artemisia Gentileschi, eine Rosa Bonheur, K?the Kollwitz, Sophie Teubner-Arp und Louise Bourgeois, die ihren Platz in der Galerie der bedeutenden K?nstlerinnen haben. Sie auch! Eine Galerie der Jahrhunderte, in denen Frauen hervortraten, die sich, im Zutrauen zu sich, selbst ermutigten und so die berechtigte Anerkennung erreichten.

Es muss hier nicht von Emanzipation gesprochen werden. Wer die Lebensgeschichten der K?nstlerinnen liest, die als beispielhafte Geschichten vorgetragen werden, begegnet willensstarken Menschen, die sich ihrer W?rde, ihres Wertes bewusst waren. Das macht die oft Verletzten nicht weniger verletzlich. Es machte sie aber auch st?rker, das zu werden, was sie Dank ihrer Begabung, ihres Talents waren: bedeutende K?nstlerinnen. Die Kunst hat sie zu Herausforderinnen gemacht - in ihrer Zeit, ?ber ihre Zeit hinaus. Frauen, die ihrem Lebensmotto folgten, dass die Amerikanerin Lee Krasner mit den Worten formulierte: "Ich mache es lieber auf meine Art ..." Ulrike Halbe-Bauer und Brigitta Neumeister-Taroni haben auf ihre mitteilsame Art die Eigenart der Portr?tierten heraus- und so hervorgehoben. Ein Wohlgef?hl stellt sich ein im Betrachten der Bilder des Buches, beim Lesen der Lebensgeschichten.

Bernd Heimberger
19.12.2011

 
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Das Buch:

Ulrike Halbe-Bauer, Brigitta Neumeister-Taroni: Ich mache es auf meine Art. Bedeutende Künstlerinnen

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Stuttgart: Chr. Belser Verlag 2011
160 S., € 24,95
ISBN: 978-3-7630-2587-9

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