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"Dehäm is dehäm"

Fritz Walter gilt auch ?ber 50 Jahre nach seinem letzten L?nderspiel f?r die deutsche Fu?ball-Nationalelf neben "Kaiser" Franz Beckenbauer als die Pers?nlichkeit des deutschen Fu?balls schlechthin. Der geb?rtige und ewige Lauterer Bub war als Kapit?n der siegreichen Weltmeistermannschaft von 1954 sowohl genialer Kopf als auch Gesicht des "Wunder von Bern". Mit seiner Heimatverbundenheit und Treue zum 1.FC Kaiserslautern und dem nimmerm?den Einsatz in jeder Partie verk?rpert Fritz Walter die Ideale der Fu?ball-Fans hierzulande. Seine Ernennung zum ersten Ehrenspielf?hrer der deutschen Nationalmannschaft war somit eine logische Konsequenz. Selbst im Privaten war Fritz Walter ein untadeliger Ehemann. Die offen und oft bekundete Liebe zu seiner Frau Italia war stets Beweis seines durch und durch guten Charakters.

Am 31. Oktober des vergangenen Jahres w?re Fritz Walter neunzig Jahre alt geworden. Zu diesem Anlass haben der DFB, sein Heimatverein 1.FC Kaiserslautern und die Fritz-Walter-Stiftung das vorliegende Werk herausgebracht. Mit dem Titel "Fritz Walter - Kapit?n f?r Deutschland" h?tte man den Jubilar gewiss peinlich ber?hrt und eine Schamesr?te in dessen Gesicht bewirkt, wie die herausgebende Redaktion um Peter Jochen Degen mutma?t, so bescheiden war der Mann, der den Fu?ball im Nachkriegsdeutschland wie kein Zweiter gepr?gt hat. Den Verlockungen des gro?en Geldes ist er nie erlegen, selbst Angebote aus Spanien, Italien oder Frankreich teilweise mit einem zugesagten Handgeld ?ber die damals unvorstellbare Summe von einer halben Million DM haben Walter nie dazu bewegt, seinen 1.FCK, den Betzenberg und die Nationalmannschaft im Stich zu lassen.

Das vorliegende Buch ist eine wundervolle Hommage an einen ganz besonderen Sportler und Menschen. Im ersten Drittel l?sst man die Karriere des Ausnahmefu?ballers Revue passieren. Reich bebildert und mit kurzen Textabschnitten - oftmals Berichten und Erz?hlungen von Fritz Walter selbst entnommen - geben rasch einen ?berblick ?ber Walters erfolgreiche Karriere, die neben dem 54er Finale noch einige weitere schicksalhafte Begegnungen kennt, in denen tats?chlich ?ber Leben und Tod bzw. ?ber ein Leben in sibirischer Gefangenschaft oder Heimkehr in die Pfalz entschieden worden ist. Viele angestaubte Aufnahmen aus der Kindheit und Jugend des Friedrich Walter vervollst?ndigen die Vita des Ehrenspielf?hrers, der von allen zeit seines Lebens nur "Fritz" genannt wurde. Eine imposante Authentizit?t liefern einige Relikte aus dem Nachlass Walters, so z. B. die Fotografie eines handgeschriebenen Zettels, auf dem Walter seine Eins?tze und Tore in der deutschen Nationalmannschaft notiert hat.

Im weiteren Verlauf des Buches kommen die Wegbegleiter und Zeitzeugen zu Wort. Die Beziehung von Walter zu einigen seiner engsten Freunde und Kollegen wie Horst Eckel, dem "Chef" Sepp Herberger oder auch seinem j?ngeren Bruder und Mannschaftskameraden Ottmar Walter. F?r Fans des runden Leders ist die Schilderung der Beziehung zu Ferenc Pusk?s, dem wohl besten Kicker des Planeten in den F?nfziger Jahren, von h?chstem Interesse. Beginnend mit der Gratulation und dem blutleeren Gesichtsausdruck des Kapit?ns der ungarischen Nationalmannschaft nach dem verlorenen Finale von Bern fand ein langer Prozess der Ann?herung statt, der schlie?lich in einer tiefen Freundschaft m?ndete.

Schlie?lich h?lt das vorliegende Buch auch noch Platz bereit f?r Personen des ?ffentlichen Lebens aus dem Hier und Jetzt. Unisono berichten sie von einem Mann, der nie unnahbar, sondern stets f?r jeden zug?nglich war. Walter sei dar?ber hinaus eine Pers?nlichkeit gewesen, die einen tiefen und bleibenden Eindruck hinterlassen hat und man einmal getroffen, aber nie mehr vergessen hat. Neben ehemaligen und aktuellen Nationalspielern wie Hans-Peter Briegel, Michael Ballack und Miroslav Klose kommen mit Rudi Michel, Kalli Feldkamp, Otto Rehhagel und Markus Merk auch solche zu Wort, die das fu?ballerische Erbe Fritz Walters zwar selbst nicht weitergef?hrt haben, aber aufgrund ihrer N?he zum runden Leder kompetente Einsch?tzungen zur Person geben konnten.

"Fritz Walter - Kapit?n f?r Deutschland" ist keine bebilderte Zusammenstellung der gemeinhin bekannten Eckpfeiler im Leben des Fritz Walter. Es wartet selbst f?r eingefleischte Fu?ball-Fans mit einigen sportlichen und privaten Details der eher unbekannten Seite des Mannes auf, der seinen gro?en Traum von WM-Spielen auf seinem Lauterer Betzenberg im Sommer 2006 leider nicht mehr erleben durfte. Fritz Walter verstarb am 17. Juni 2002 zwischen den Achtel- und Viertelfinalspielen der deutschen Mannschaft bei der WM in Japan und S?dkorea in seinem Heimatort Alsenborn. Eigentlich war sein Leben aber bereits ein knappes Jahr zuvor mit dem Tod seiner Frau Italia zu Ende gegangen. Zwar kinderlos, aber dennoch mit allem erf?llt, war Fritz Walter mehr als ein halbes Jahrhundert mit ihr verheiratet gewesen.

Der G?ttinger Verlag Die Werkstatt steht hierzulande f?r die besonderen Fu?ballb?cher, die hinter die Kulissen schauen, dem Fu?ball-Fan ein Mehr an Information liefern und, wie in diesem Fall, ein Werk, das die emotionale und sentimentale Seite des Fu?balls und seiner Protagonisten hervorhebt. Bei den Schilderungen der vielen Facetten des Fritz Walter wird einem n?mlich mehr als deutlich bewusst, dass es auf dem Weg zu einer Fu?ball-Ikone nicht nur Tore und Titel ben?tigt, sondern auch einen ganz besonderen Charakter, der die Menschen auch noch viele Jahrzehnte nach dem Ende der aktiven Karriere in den Bann zieht.

Christoph Mahnel
07.02.2011

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