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Der 22. September 1782 sollte für den 22-jährigen Friedrich Schiller ein Tag von enormer Tragweite werden: Der spätere Dichterfürst flüchtet mit seinem Freund Andreas Streicher aus den Fängen des württembergischen Herzogs Carl Eugen, um in Mannheim sein Glück als Theaterautor zu versuchen. Von diesem fundamentalen Erlebnis und den Jahren danach berichtet Ehrenfried Kluckert in dem biografischen Porträt "»Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit« - ein Tag im Leben des Friedrich Schiller".

Im Gegensatz zu anderen Biografien ist nicht Schillers Geburt Ausgangspunkt der Geschichte, sondern jener Tag, der Schiller näher an die erhoffte (dichterische) Freiheit heranführen sollte. Sein erstes Drama "Die Räuber" war ein halbes Jahr zuvor in Mannheim uraufgeführt worden und hatte die wachsende Euphorie um den Ausnahmepoeten begründet. Einzig Schillers Landesvater, Herzog Carl Eugen, versuchte die dichterischen Ambitionen seines Schützlings zu unterbinden, sodass Schiller letztendlich keine andere Wahl blieb als zu flüchten. Die Flucht gelang, aber ein Leben als unabhängiger Freigeist war noch in weiter Ferne. Schiller war auf die Gunst von Förderern angewiesen, die dem Dichter Geld für dessen Lebensunterhalt und Reisepläne liehen. Wie sich im Laufe des Buches herauskristallisiert, waren die nachfolgenden Jahre von Schillers ständiger Angst vor einer Rückkehr nach Stuttgart geprägt. Es zog ihn unter anderem nach Bauerbach (Thüringen), Leipzig, Dresden und Weimar, wo einige seiner bekanntesten Werke entstanden. Friedrich Schiller bereute es  nie, Stuttgart den Rücken gekehrt zu haben, um in der Ferne als anerkannter Dichter seinem Dasein einen Sinn zu geben.

Ehrenfried Kluckert lässt in "»Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit« - ein Tag im Leben des Friedrich Schiller" den Dichter höchstselbst zu Wort kommen. Man hat beim Lesen beinahe das Gefühl, als befände man sich neben Friedrich Schiller und würde sich mit ihm auf gleicher Augenhöhe unterhalten. Dies liegt insbesondere an den (lebhaften) Dialogen, die den Leser direkt in Schillers Zeit hineinversetzen und einen subjektiven Blick auf Schiller selbst zulassen. Kluckert hat eine etwas andere Schiller-Biografie geschaffen, die auch Nicht-Schiller-Kenner für einen der größten deutschen Dichter einnehmen.

Susann Fleischer
09.11.2009

Ehrenfried Kluckert: »Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit« - ein Tag im Leben des Friedrich Schiller. Ein biografisches Porträt

Freiburg: Herder Verlag 2009
192 S., € 17,95
ISBN: 978-3-451-29998-8

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